Weimar zwischen Humanismus und Nationalsozialismus

Eine Hakenkreuzschärpe auf Schillers Totenbett und die Goethe-Eiche im Konzentrationslager Buchenwald- nur zwei Beispiele dafür, wie dicht Licht und Schatten innerhalb der Geschichte der Stadt Weimar miteinander verflochten sind.

Diesem zynischen Paradoxon gingen 25 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe EF (10. Klasse) gemeinsam mit Geschichtslehrerin Maike Vaas, Deutschlehrerin Stephanie Ewald und Religionslehrer Sebastian Cholewa auf den Grund. Am 22.09.2022 begann die Tour auf den Spuren Anna Amalias, der Kulturmäzenin und Großherzogin Weimars, die ab 1758 zunächst die politische und später vor allem die kulturelle Landschaft ihres Herzogtums maßgeblich prägte. Sie scharrte die großen Dichter und Denker ihrer Zeit, wie Herder, Wieland, Goethe und Schiller, um sich. Diese trugen mit ihren Werken den humanistischen Kerngedanken der Weimarer Klassik in die Welt. Der zweite Tag stand ganz im Zeichen der beiden wohl bekanntesten deutschen Dichter. Während Schillers Wohnhaus durch die gemütlich-familiäre Atmosphäre bestach, beeindruckte Goethes Wohnhaus mit seinen umfangreichen wissenschaftlichen und künstlerischen Sammlungen.

Die bizarr anmutende Geschichte rund um den Schädel Schillers, den sein Dichterfreund Goethe zeitweise gar im eigenen Wohnhaus aufbewahrte, der aber nachgewiesenermaßen am Ende gar nicht Schillers Schädel war, wusste an passender Stelle zu amüsieren. In der Fürstengruft stand die Gruppe des SGR vor dem daher folgerichtig leeren Sarg Schillers, der neben den Gebeinen Goethes aufgestellt ist.

Im Rahmen einer Stadtführung wurden dann erstmals auch die Schatten des Nationalsozialismus innerhalb der Weimarer Geschichte für die Schülerinnen und Schüler sichtbar, als sie in unmittelbarer Nähe des Cranach-Hauses vor dem Führerbalkon des Hotels Elephant standen, seinerzeit Lieblingsunterkunft Adolf Hitlers. Einen nachdrücklichen Einblick in die Dimensionen der unmenschlichen Verbrechen des Nationalsozialmus vermittelte der Besuch in der Gedenkstätte / Konzentrationslager Buchenwald mit anschließendem Ausstellungsbesuch. Einen bewegenden Abschluss fand die Gruppe gemeinsam im Gedenken an vergangene und gegenwärtige Opfer von Gewalt und Kriegen am Baumstumpf der sogenannten Goethe-Eiche inmitten des Lagers, unter der der Dichter einst gesessen haben soll. Die Besonderheit des Ortes Weimar, an dem die kulturellen Errungenschaften des Humanismus und die Barbarei des Nationalsozialismus unmittelbar aufeinandertreffen, wird bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Reise sicherlich noch eine ganze Weile nachwirken.

Text und Foto: Stephanie Ewald

   

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