Integration an deutschen Schulen - Das Modell der internationalen Klasse am Städt. Gymnasium Rheinbach

„Januar, Februar, März, April, die Jahresuhr steht niemals still…“, so klingt es durch die internationale Klasse  am SGR. Die Kinder stehen im Kreis und singen. Heute wiederholen sie die Monate mit Hilfe dieses Liedes. An den Wänden hängen überall Zettel, welche die einzelnen Gegenstände im Klassenraum bezeichnen. Nicht nur Flüchtlinge, sondern auch Kinder, deren Eltern hier Arbeit gefunden haben, haben die Möglichkeit, diese Klasse zu besuchen, um Deutsch zu lernen. Aber nicht nur die Herkunftsländer, sondern auch die Altersgruppen in dieser Klasse, IK 2 genannt, sind bunt gemischt, denn es wird hier nicht nach Alter oder Herkunft, sondern nach Deutschkenntnissen  in die zwei Klassen eingeteilt, welche dort von zwei Lehrerinnen, Frau Lessenich und Frau Lohrmann, unterrichtet werden, die sich mit den vielschichtigen Problemen der Flüchtlingskinder auf Fortbildungen beschäftigt haben. Sie besuchten Fortbildungen, wo sie unter anderem lernten, mit traumatisierten Kindern umzugehen, oder Deutsch als Fremdsprache zu unterrichten. 

 „Jedoch können nicht alle Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, aufgenommen werden, da die Kapazitäten dafür nicht ausreichen“, erklärt uns Stefan Schwarzer, der Schulleiter des SGRs.

Das Städtische Gymnasium ist zurzeit die einzige Schule in Rheinbach, die Flüchtlingen in Form einer internationalen Klasse als Beitrag zur Integration unterrichtet. Der Schulleiter des SGRs begründet, wieso gerade das Städtische Gymnasium diese internationale Klasse anbietet: „Da die Gesamtschule noch im Kommen ist und sich sowohl die Real-, als auch die Hauptschule auflösen, war es klar, dass wir diese Klasse bereit stellen werden.“

In der Klasse lernen die Flüchtlinge nicht nur die deutsche Sprache, sondern auch die deutsche Kultur kennen. Nachdem sie schon einige Deutschkenntnisse erworben haben, besuchen die Schüler neben dem zusätzlichen Deutschunterricht auch den Unterricht in einer regulären Klasse. Nach 2 Jahren in einer deutschen Schule wird entschieden, welche Schulform für den einzelnen Schüler oder für die einzelne Schülerin geeignet ist. „Die Kinder sind zwar Schüler dieser Schule, jedoch nicht dieses Gymnasiums“, berichtet uns Herr Schwarzer und macht auf diesen wichtigen Unterschied aufmerksam. Die Kinder, welche die internationale Klasse besuchen, bekommen kein Zeugnis, wie wir es kennen, sondern einen sogenannten Lernstandsbericht. Die Meinungen der Schüler der internationalen Klasse sind positiv: „Es macht Spaß, hier in der internationalen Klasse Deutsch zu lernen, die Lehrer sind nett und helfen uns immer, wenn wir Hilfe brauchen.“ Doch es gibt auch Verbesserungsvorschläge: „Es gibt zwar zwei Gruppen, eine für gute und eine für nicht so gute Deutschsprecher, aber trotzdem muss man, wenn neue kommen, Sachen wieder machen, die man schon gemacht hat. Und wenn wir zu normalen Klassen in den Unterricht gehen, verstehen wir oft nicht so viel.“

Max Lewit, Antonia Neugebauer, Noah Rosenbrock, 8c

 

Muscha der Mulatte

Die bewegende Geschichte des Joseph Muscha Heinrichs

Es herrschte eine erwartungsvolle Stille in der Aula des Städtischen Gymnasiums Rheinbach. Das einzige was zu hören war, war die Stimme der Leserin in der großen Halle. Nicht einmal die Schuhe der Zuhörer waren auf dem Holzboden der geräumigen Halle zu hören. Die gespannten Blicke der Schüler waren nach vorn auf die Bühne gerichtet. Anja Tuckermann las aus ihrem Werk „ Muscha“, das im Rahmen des Käpt’n-Book-Projekts den 7.Klassen am Städtischen Gymnasium Rheinbach präsentiert wurde. Ihr Buch handelt von dem dunkelhäutigen Jungen Joseph Muscha Heinrichs, der in der Nazizeit aufwuchs und dementsprechend schon als kleines Kind benachteiligt wurde. Sein Lehrer schlug ihn, er wurde gemobbt und die Eltern seiner Freunde verbaten ihren Kindern den Umgang mit ihm. Seine Eltern erklärtem ihm nicht, dass dies aufgrund seiner Hautfarbe geschah. Das traurigste Ereignis in seiner Kindheit war wohl die Weihnachtsfeier an seiner Schule. Er bekam als einziger kein Geschenk und der Weihnachtsmann beleidigte ihn auch noch als Mulatte. Mit 12 Jahren wurde er dann einer Zwangssterilisation untergezogen. Die Ärzte erzählten ihm, er werde am Blinddarm operiert. Da er in Gefahr lief, ins KZ gebracht zu werden, brachten ihn Freunde seiner Eltern heimlich in eine abgelegene Hütte, wo er einsam den Krieg überdauerte. Seine einzige Gesellschaft waren die Freunde seiner Eltern, die ihm ab und an Essen brachten. Letztendlich befreite ihn ein amerikanischer Soldat, der ihm mitteilte, dass der Krieg vorbei sei.

Man merkte der Autorin ihre Betroffenheit über das schicksalsreiche Leben des Jungen an. Die gesamte Lesung über sprach sie mit einer belegten Stimme, während die Kinder ebenso betroffen lauschten. Nachdem sie geendet hatte, klärte sie noch einige Fragen über Joseph Muscha Heinrichs. Dabei stellte sich auch heraus, dass er vor seinem Ableben ein guter Freund der Autorin war. Joseph erzählte ihr seine Geschichte und sie war so bewegt, dass sie sich entschloss, diese als Roman zu veröffentlichen. Das traf sich gut, da sie ohnehin auf die Kriegszeit fokussiert ist. Sie schrieb noch weitere Kriegsromane, die zum Nachdenken anregen. Nach der Lesung konnten die Kinder sich diese Romane noch ansehen. Der 12 jährige Moritz äußerte sich positiv zu „Muscha“: Der Roman ist sehr spannend und vor allem sehr gut geschrieben“. Seine Meinung teilte auch seine Stufenkameradin Merle. Sobald Anja Tuckermann die Bühne verließ, schwoll die Lautstärke in der riesigen Halle an und hunderte Kinderstimmen waren zu hören. Nach und nach verließen alle berührt von dem Schicksal des Joseph Muscha Heinrichs den Saal. Schlussendlich hörte man doch noch vereinzelte Schritte auf dem hölzernen Boden, einige angeregte Stimmen diskutieren und vereinzeltes Lachen, dann breitete sich über die Aula ein Schleier der Stille aus.

Von Âmi Hanke und Anna Beuke, 8c

 

 

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